… dass ich erkenne, was die Welt
im Innersten zusammenhält

Christoph Maria Moosmann

Habe nun, ach! alles, was ein deutsches Gymnasium und eine Musikhochschule in den 1970er und 80er-Jahren zu bieten hatten, durchaus studiert mit heissem Bemühn. Das Wort allerdings konnte ich so hoch unmöglich schätzen – ich war eher der Mathematik und der Physik zugetan und habe schon früh die bewusstseinserweiternde Wirkung von Allgemeiner Relativitätstheorie und Quantenmechanik erfahren. Erst später habe ich mich, ausgehend von Thomas Mann über Schopenhauer, Wagner, Nietzsche und Kant den Geisteswissenschaften zugewandt, um mich dann mit Fritjof Capra, Rupert Sheldrake, Gregory Bateson, Stanislav Grof, Carl Rogers und natürlich dem grossen Ken Wilber an die Gestade von Big Sur zu träumen.

Heiße Magister, heiße Doktor gar – nein, das nicht! hier steht, was sie mich heissen – Und ziehe schon an die zehen, zwanzig Jahr als Konzertorganist durch ganz Europa. Ja, selbst in London, Paris und New York loben sie meine CD-Einspielungen.

Doch bild‘ ich mir nicht ein, was Rechts zu wissen,
Bilde mir nicht ein, ich könnte was lehren,
Die Menschen zu bessern und zu bekehren.
Drum hab ich mich der Magie ergeben,
Ob mir durch Geistes Kraft und Mund
Nicht manch Geheimnis würde kund –

Mir hilft der Geist! Auf einmal seh ich Rat
Und schreibe getrost: Im Anfang war die Tat!

Ich gründe das festival religio musica nova und beauftrage Horatiu Radulescu, die Gesänge der Aschermittwochsliturgie zu vertonen: Cinerum sollte sein letztes grosses Werk werden, uraufgeführt vom Hilliard Ensemble unter Leitung des Komponisten.

Ich bitte Sir John Tavener, eine Messe zu schreiben: Verse aus dem Koran, hinduistische, buddhistische und indianische Textzeilen werden dem lateinischen Messetext gegenübergestellt: Die Sollemnitas in Conceptione Immaculata Beatae Mariae Virginis wird vom Rundfunkchor Berlin und dem Zürcher Kammerorchester im Grossmünster Zürich uraufgeführt. Das Schweizer Fernsehen widmet dieser ersten interreligiösen Messe der Welt eine eigene Sendung in der Reihe „Sternstunden“.

Dann folgt In Die Sancti Germani Abbatis, die erste Messe, die nicht nur vollständig vertont, sondern auch, streng nach den liturgischen Vorschriften inszeniert und zusammen mit einer teilweise interaktiven Licht- und Video-Installation zu einem spartenübergreifenen liturgischen Gesamtkunstwerk werden sollte. Die Uraufführung steht noch aus.

Habe nun, ach! Tschaikovsky‘s Fünfte auf russisch geprobt, ein Flugzeug geflogen, die Aura gesehen, mit Sir John Tavener Tee getrunken, in Tokyo konzertiert, in Poona meditiert, ein Studium absolviert und and der Uni referiert
Doch hab ich weder Gut noch Geld,
noch Ehr und Herrlichkeit der Welt.
I Know That My Redeemer Liveth, doch das seinstranszendent Eine, das zieht mich unbeschreiblich an!

Who am I? Organist, Improvisator, Komponist, Dirigent, Autor, Licht- und Liturgie-Designer, Ideen- und Auftraggeber, Meta-Künstler?